Deine aktuelle Situation kann beschrieben werden als "Der Tiegel" und transformiert sich in "Des Grossen übergewicht".
Vor Dir liegt "das Feuer" - dieses Element transformiert sich in "der See". Das bedeutet, dass Licht und Wärme, Hingabe und Leidenschaft umgewandelt wird in Heiterkeit, Freude und Anziehungskraft. Hinter Dir liegt "der Wind", dieses Element repräsentiert Durchdringung und Geschäfte.
Die Situation
50. Ding - Der Tiegel Oben (vorne): Li - das Haftende (das Feuer) Unten (hinten): Sun - das Sanfte (der Wind)
Kommentar von Richard Wilhelm:
Das ganze Zeichen ist das Bild des Tiegels, unten die Beine, dann der Bauch, dann die Ohren, bzw. Henkel, und oben die Ringe zum Tragen. Das Bild des Tiegels legt gleichzeitig den Gedanken der Ernährung nahe. Der Tiegel, aus Bronze gegossen, war das Gerät, das im Ahnentempel und bei Festmählern die gekochten Speisen enthielt. Aus ihm wurden sie vom Hausherrn in die Schüssel der Gäste geschöpft.
Auch der Brunnen hat den Nebengedanken der Nahrungsspende aber mehr für das Volk. Der Tiegel a1s Gerät der verfeinerten Kultur legt Pflege und Ernährung der tüchtigen Männer nahe deren Pflege der Staatsregierung zugute kam (vgl. die vier Zeichen der Ernährung, Nr. 5, Nr. 27, Nr. 48, Nr. 50).
Dieses Zeichen und das Zeichen »Brunnen« sind die beiden einzigen Zeichen im Buch der Wandlungen, die konkrete künstliche Gegenstände darstellen. Allein auch hier hat der Gedanke seine abstrakte Seite. Unten Sun ist Holz und Wind, oben Li ist die Flamme; es stellt also die durch Holz und Wind entfachte Flamme dar, die ebenfalls den Gedanken der Speisenbereitung nahelegt.
Das Urteil für die aktuelle Situation
Der Tiegel. Erhabenes Heil. Gelingen.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Während der Brunnen die soziale Grundlage der Gesellschaft behandelt, die wie das Wasser ist, das dem Holz zur Nahrung dient, so wird hier der kulturelle Überbau der Gesellschaft angedeutet. Hier ist es das Holz, das der Flamme, dem Geistigen, zur Nahrung dient. Alles Sichtbare muß sich steigern und fortsetzen ins Unsichtbare hinein. Dadurch bekommt es die rechte Weihe und rechte Klarheit und wurzelt in den Weltzusammenhängen fest.
So ist hier die Kultur gezeigt, wie sie ihren Gipfel in der Religion hat. Der Tiegel dient zum Opfern für Gott. Das höchste Irdische muß dem Göttlichen geopfert werden. Aber das wahrhaft Göttliche zeigt sich nicht abgesondert vom Menschlichen. Gottes höchste Offenbarung ist in Propheten und Heiligen. Ihre Verehrung ist die wahre Gottesverehrung. Der Wille Gottes, der durch sie geoffenbart wird, muß demütig entgegengenommen werden, dann entsteht eine innere Erleuchtung und das wahre Weltverständnis, das zu großem Heil und Erfolg führt.
Das Bild der aktuellen Situation
Über dem Holz ist Feuer: das Bild des Tiegels. So festigt der Edle durch Richtigmachung der Stellung das Schicksal.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Das Holz ist das Schicksal des Feuers; solange es unten vorhanden ist, brennt das Feuer oben. So ist es mit dem menschlichen Leben. Auch im Menschen ist ein Schicksal, das seinem Leben die Kraft verleiht. Und wenn es gelingt, dem Leben und Schicksal den richtigen Platz anzuweisen, dann festigt man. das Schicksal, indem so das Leben unmittelbar im Einklang mit dem Schicksal ist. Es Enden sich in diesen Worten Andeutungen über die Pflege des Lebens, wie sie durch die Geheimlehre der chinesischen Yogapraxis von Mund zu Mund überliefert werden.
Interpretation der veränderlichen Linien
Line 5: Der Tiegel hat gelbe Henkel, goldne Tragringe. Fördernd ist Beharrlichkeit.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Es ist ein Mann an herrschender Stelle, der in seinem Wesen zugänglich und bescheiden ist. Durch diese innere Haltung gelingt es ihm, starke und tüchtige Gehilfen zu Enden, die ihn ergänzen und ihm bei seinem Werk helfen. Es ist wichtig, daß man sich in dieser Stellungnahme, die einer dauernden inneren Selbstverleugnung bedarf, nicht irremachen läßt, sondern daran festhält.
Line 6: Der Tiegel hat Nephritringe. Großes Heil ! Nichts, das nicht fördernd wäre.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Beim vorigen Strich sind die Tragringe golden genannt, um ihre Stärke zu bezeichnen. Hier heißen sie von Nephrit. Der Nephrit zeichnet sich dadurch aus, daß er Härte mit einem milden Glanz vereinigt. Vom Standpunkt des Mannes aus, der für den Rat zugänglich ist, wirkt dieser Rat als starke Förderung. Hier ist der Rat bezeichnet vom Standpunkt des Weisen aus, der ihn erteilt. Er wird dabei milde und geläutert sein wie edler Nephrit. Auf diese Weise findet das Werk Wohlgefallen vor den Augen der Gottheit, die großes Heil spendet, und wird angenehm bei Menschen, weshalb alles gut geht.
Die Zukunft
28. Da Go - Des Grossen übergewicht Oben (vorne): Dui - das Heitere (der See) Unten (hinten): Sun - das Sanfte (der Wind)
Kommentar von Richard Wilhelm:
Das Zeichen besteht aus vier starken Strichen im Innern und zwei schwachen Linien außen. Wenn die Starken außen und die Schwachen innen sind, so ist das gut und kein Übergewicht, nichts Außerordentliches liegt vor. Hier ist das Umgekehrte der Fall. Das Zeichen stellt einen Balken dar, der innen dick und schwer, aber an den Enden zu schwach ist. Das ist kein Dauerzustand. Er muß verändert werden, vorübergehen, sonst droht Unheil.
Das Urteil für die Zukunft
Des Großen Übergewicht. Der Firstbalken biegt sich durch. Fördernd ist es, zu haben, wohin man gehe. Gelingen.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Das Große ist im Übergewicht. Die Belastung ist zu groß für die tragenden Kräfte. Der Firstbalken, auf dem das ganze Dach ruht, biegt sich durch, weil seine tragenden Enden zu schwach für die Last sind. Es ist eine Zeit und Lage, die außerordentlicher Maßregeln bedarf, um überwunden zu werden, weil sie selbst eine Ausnahmezeit ist. Darum muß man darauf bedacht sein, möglichst rasch einen Übergang zu finden, zu handeln: das verspricht Erfolg; denn obwohl das Starke im Übergewicht ist, ist es doch in der Mitte, d. h. im inneren Schwerpunkt, so daß keine Revolution zu befürchten ist. Mit Gewaltmaßregeln freilich wird nichts erreicht. Man muß den Knoten lösen durch sanftes Eindringen in den Sinn der Lage (wie das durch die Eigenschaft des inneren Zeichens Sun nahegelegt ist), dann wird der Übergang in andere Verhältnisse gelingen. Es bedarf großer Überlegenheit; darum ist die Zeit des Übergewichts des Großen eine große Zeit.
Das Bild der Zukunft
Der See geht über die Bäume weg: das Bild des Übergewichts im Großen. So ist der Edle, wenn er allein steht, unbesorgt, und wenn er auf die Welt verzichten muß, unverzagt.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Außerordentliche Zeiten des Übergewichts des Großen sind wie eine Überschwemmung, da der See über die Bäume weggeht. Aber solche Zustände gehen vorüber. In den einzelnen Zeichen ist die rechte Haltung in solchen Ausnahmezeiten gegeben: Das Bild von Sun ist der Baum, der fest steht, auch wenn er einsam ist, und die Eigenschaft von Dui ist die Heiterkeit, die unverzagt bleibt, auch wenn sie auf die Welt verzichten muß.