Deine aktuelle Situation kann beschrieben werden als "Der Durchbruch (die Entschlossenheit)" und transformiert sich in "Der Friede".
Vor Dir liegt "der See" - dieses Element transformiert sich in "die Erde". Das bedeutet, dass Heiterkeit, Freude und Anziehungskraft umgewandelt wird in Empfänglichkeit, Pflege und Erhaltung. Hinter Dir liegt "der Himmel", dieses Element repräsentiert Kraft und Gesundheit, Aktivität und Bewegung.
Die Situation
43. Guai - Der Durchbruch (die Entschlossenheit) Oben (vorne): Dui - das Heitere (der See) Unten (hinten): Kien - das Schöpferische (der Himmel)
Kommentar von Richard Wilhelm:
Das Zeichen bedeutet einerseits einen Durchbruch nach lange angesammelter Spannung, wie den Durchbruch eines geschwellten Flusses durch seine Dämme, wie einen Wolkenbruch. Auf menschliche Verhältnisse übertragen, ist es andererseits die Zeit, da allmählich die Gemeinen im Schwinden sind. Ihr Einfluß ist im Abnehmen, und durch eine entschlossene Aktion kommt eine Änderung der Verhältnisse zum Durchbruch. Das Zeichen ist dem dritten Monat (April-Mai) zugeordnet.
Das Urteil für die aktuelle Situation
Der Durchbruch. Entschlossen muß man am Hof des Königs die Sache bekanntmachen. Der Wahrheit gemäß muß sie verkündet werden. Gefahr ! Man muß seine eigene Stadt benachrichtigen. Nicht fördernd ist es, zu den Waffen zu greifen. Fördernd ist es, etwas zu unternehmen.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Wenn in einer Stadt auch nur ein Gemeiner an herrschendem Platz sich hält, so vermag er die Edlen zu bedrücken. Wenn im Herzen auch nur noch eine Leidenschaft nistet, so vermag sie die Vernunft zu umdüstern. Leidenschaft und Vernunft können nicht zusammen bestehen, darum ist unbedingter Kampf notwendig, wenn man das Gute zur Herrschaft bringen will. Für den entschlossenen Kampf des Guten zur Beseitigung des Bösen gibt es aber bestimmte Regeln, die nicht außer acht gelassen werden dürfen, wenn man Erfolg haben will.
Entschlossenheit muß auf einer Vereinigung von Stärke und Freundlichkeit beruhen.
Ein Kompromiß mit dem Schlechten ist nicht möglich; es muß unter allen Umständen offen diskreditiert werden. Ebenso dürfen auch die eigenen Leidenschaften und Fehler nicht beschönigt werden.
Der Kampf darf nicht direkt durch Gewalt geführt werden. Wo das Böse gebrandmarkt ist, da sinnt es auf Waffen, und wenn man ihm den Gefallen tut, es Schlag gegen Schlag zu bekämpfen, so zieht man den kürzeren, weil man dadurch selbst in Haß und Leidenschaft verwickelt wird. Darum gilt es, beim eigenen Haus anzufangen: persönlich auf der Hut zu sein vor den gebrandmarkten Fehlern. Dadurch stumpfen sich die Waffen des Bösen von selbst ab, wenn sie keinen Gegner finden. Ebenso dürfen auch eigene Fehler nicht direkt bekämpft werden. Solange man sich mit ihnen herumschlägt, bleiben sie immer siegreich.
Die beste Art, das Böse zu bekämpfen, ist energischer Fortschritt im Guten.
Das Bild der aktuellen Situation
Der See ist an den Himmel emporgestiegen: das Bild des Durchbruchs. So spendet der Edle Reichtum nach unten hin und scheut es, bei seiner Tugend zu verweilen.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Wenn das Wasser des Sees an den Himmel emporgestiegen ist, so läßt das einen Wolkenbruch befürchten. Das läßt sich der Edle zur Warnung dienen, indem er rechtzeitig einem gewaltsamen Zusammenbruch vorbeuge. Wer nur für sich allein Reichtum anhäufen wollte, ohne an andre zu denken, der würde es bestimmt erleben, daß es einen Zusammenbruch mit ihm gibt. Denn auf alles Sammeln folgt ein Zerstreuen. Darum zerstreut der Edle schon während des Sammelns. Ebenso ist er bei der Bildung seines Charakters darauf bedacht, sich nicht in Eigensinn zu versteifen, sondern sich in dauernder strenger Selbstprüfung eindrucksfähig zu erhalten.
Interpretation der veränderlichen Linien
Line 4: An den Oberschenkeln ist keine Haut, und das Gehen Fällt schwer. Ließe man sich führen wie ein Schaf, so würde die Reue schwinden. Wenn man aber diese Worte hört, so wird man sie nicht glauben.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Man leidet an innerer Unruhe, so daß man nicht auf seinem Platz beharren kann. Man möchte unter allen Umständen voran und findet dabei unübersteigliche Hindernisse. So ist man mit seiner Lage in innerem Konflikt. Das kommt von dem Eigensinn, mit dem man seinen Willen durchsetzen möchte. Würde man von diesem Eigensinn lassen, so ginge alles gut. Aber dieser Rat wird wie so viele gute Ratschläge überhört werden. Denn der Eigensinn macht, daß man zwar Ohren hat, aber nicht hört.
Line 5: Dem Unkraut gegenüber braucht es feste Entschlossenheit. In der Mitte wandeln bleibt frei von Makel.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Unkraut wächst immer wieder nach und läßt sich schwer ausrotten. So bedarf der Kampf gegen einen hochstehenden Gemeinen feste Entschlossenheit. Man steht mit ihm in Beziehung, und es ist infolge davon zu fürchten, da man den Kampf als Hoffnungslos aufgibt. aber das darf nicht sein. Man muß entschlossen weitermachen und darf sich nicht vom Weg abbringen lassen. Nur so bleibt man frei von Makel.
Die Zukunft
11. Tai - Der Friede Oben (vorne): Kun - das Empfangende (die Erde) Unten (hinten): Kien - das Schöpferische (der Himmel)
Kommentar von Richard Wilhelm:
Das Empfangende, dessen Bewegung sich nach unten senkt, ist oben, das Schöpferische, dessen Bewegung nach oben steigt ist unten. Ihre Einflüsse begegnen daher einander und sind in Harmonie, so daß alle Wesen blühen und gedeihen. Das Zeichen ist dem ersten Monat (Februar-März) zugeordnet, in dem die Kräfte der Natur den neuen Frühling vorbereiten.
Das Urteil für die Zukunft
Der Friede. Das Klein geht hin, das Große kommt her. Heil! Gelingen!
Kommentar von Richard Wilhelm:
Das Zeichen deutet in der Natur auf eine Zeit, da sozusagen der Himmel auf Erden ist. Der Himmel hat sich unter die Erde gestellt. So vereinigen sich ihre Kräfte in inniger Harmonie. Dadurch entsteht Friede und Segen für alle Wesen.
Inn der Menschenwelt ist es ein Zeit gesellschaftlicher Eintracht. Die Hohen neigen sich zu den Niedrigen herab, und die Niedrigen und Geringen sind den Hohen freundlich gesinnt, so daß alle Fehde ein Ende hat.
Innen, im Zentrum, am ausschlaggebenden Platz, ist das Lichte; das Dunkle ist draußen. So hat das Licht kräftige Wirkung, und das Dunkle ist nachgiebig. Auf dies Wiese kommen beide Teile auf ihre Rechnung. Wenn die Guten in der Gesellschaft in zentraler Stellung sind und die Herrschaft in Händen haben, so komm auch die Schlechten unter ihren Einfluß und bessern sich. Wenn im Menschen der vom Himmel kommende Geist herrscht, da kommt auch die Sinnlichkeit unter seinen Einfluß und findet so den ihr gebührenden Platz.
Die einzelnen Linien treten von unten her in das Zeichen ein und verlassen es oben wieder. Es sind also die Kleinen, Schwache, Schlechten im Weggang begriffen, und die Großen, Starken, Guten sind im Aufstieg. Das bringt Heil und Gelingen.
Das Bild der Zukunft
Himmel und Erde vereinigen sich: das Bild des Friedens. So teilt und vollendet der Herrscher den Lauf von Himmel und Erde, fördert und ordnet die Gaben von Himmel und Erde uns steht so dem Volke bei.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Himmel und Erde stehen im Verkehr und vereinigen ihre Wirkungen. Das gibt eine allgemein Zeit des Blühens und Gedeihens. Dieser Kraftstrom muß vom Herrscher der Menschen geregelt werden. Das geschieht durch Einteilung. So wird die unterschiedslose Zeit entsprechen der Folge ihrer Erscheinungen vom Menschen in Jahreszeiten eingeteilt und der allumgebende Raum durch menschliche Festsetzungen in Himmelsrichtungen unterschieden. Auf diese Weise wird die Natur mit ihrer überwältigenden -Fülle der Erscheinungen beschränkt und gebändigt. Auf der andern Seit muß die Natur in ihren Hervorbringungen gefördert werde. Das geschieht, wenn man die Erzeugnisse der richtigen Zeit und dem richtigen Ort anpaßt. Dadurch wird der natürliche Ertrag gesteigert. Diese bändigende und fördernde Tätigkeit der Natur gegenüber ist die Arbeit an der Natur, die dem Menschen zugute kommt. (Denselben Gedanken hat Goethe ausgedrückt in den Versen: Dich im Unendlichen zu finden, Mußt unterscheiden und verbinden)