Deine aktuelle Situation kann beschrieben werden als "Die Nachfolge" und transformiert sich in "Das Haftene, Das Feuer".
Vor Dir liegt "der See" - dieses Element transformiert sich in "das Feuer". Das bedeutet, dass Heiterkeit, Freude und Anziehungskraft umgewandelt wird in Licht und Wärme, Hingabe und Leidenschaft. Hinter Dir liegt "der Donner" - dieses Element transformiert sich in "das Feuer". Das bedeutet, dass Zeugung, Wachstum und Bewegung umgewandelt wird in Licht und Wärme, Hingabe und Leidenschaft.
Die Situation
17. Sui - Die Nachfolge Oben (vorne): Dui - das Heitere (der See) Unten (hinten): Dschen - das Erregende (der Donner)
Kommentar von Richard Wilhelm:
Oben ist das Heitere, dessen Charakter die Freude ist, unten das Erregende, dessen Charakter die Bewegung ist. Freude bei der Bewegung führt zur Nachfolge. Das Heitere ist die jüngste Tochter, das Erregende der älteste Sohn. Ein älterer Mann stellt sich unter ein junges Mädchen und nimmt Rücksicht auf sie. Dadurch bewegt er sie zur Nachfolge.
Das Urteil für die aktuelle Situation
Die Nachfolge hat erhabenes Gelingen. Fördernd ist Beharrlichkeit. Kein Makel.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Um Nachfolge zu erreichen, muß man selbst erst sich anzupassen verstehen. Nur durch Dienen kommt man zum Herrschen; denn nur so erlangt man die freudige Zustimmung der Unteren, die zur Nachfolge nötig ist. Wo durch List oder Gewalt, Verschwörung oder Parteiung Nachfolge erzwungen werden soll, da regt sich immer Widerstand, der die bereitwillige Nachfolge verhindert.
Freudige Bewegung kann aber auch zu Üblem führen. Darum wird als Bedingung beigefügt: »Fördernd ist Beharrlichkeit«, d. h. Konsequenz im Rechten, und »ohne Makel«. Ebenso wie man selbst nur unter dieser Bedingung Nachfolge verlangen soll, darf man auch andern nur unter dieser Bedingung folgen, ohne Schaden zu nehmen.
Der Gedanke der Nachfolge unter Anpassung an das, was die Zeit erfordert, ist groß und wichtig, daher lautet auch das beigefügte Urteil so günstig.
Das Bild der aktuellen Situation
Inmitten des Sees ist der Donner: das Bild der Nachfolge. So kehrt der Edle zur Zeit des Abenddunkels zu Erholung und Ruhe ein.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Im Herbst zieht sich die Elektrizität wieder in die Erde zurück und ruht. Der Donner inmitten des Sees ist als Bild genommen nicht der Donner in Bewegung, sondern der Donner der Winterruhe. Nachfolge ergibt sich aus diesem Bild in dem Sinn der Anpassung an die Zeiterfordernisse. Der Donner inmitten des Sees deutet auf Zeiten des Dunkels und der Ruhe. So gönnt sich der Edle, nachdem er den Tag über unermüdlich tätig war, zur Nachtzeit Erholung und Ruhe. Jede Lage wird nur dann gut, wenn man sich ihr anzupassen vermag und nicht durch falschen Widerstand sich aufreibt.
( Vgl. den Spruch von Goethe:
Noch ist es Tag, da rühre sich der Mann Die Nacht tritt ein, wo niemand wirken kann)
Interpretation der veränderlichen Linien
Line 3: Hängt man dem starken Mann an, so verliert man den kleinen Knaben. Durch Nachfolge findet man, was man sucht. Fördernd ist es, beharrlich zu bleiben.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Wenn man den rechten Anschluß bei bedeutenden Menschen gefunden hat, so ist damit naturgemäß ein gewisser Verlust verbunden. Man muß sich vom Niederen, Oberflächlichen scheiden. Aber man wird sich doch im Innersten befriedigt fühlen, indem man findet, was man für die Förderung der Persönlichkeit sucht und braucht. Nur gilt es fest zu bleiben. Man muß wissen, was man will, und darf sich nicht durch Augenblicksneigungen irremachen lassen.
Line 5: Wahrhaft im Guten. Heil !
Kommentar von Richard Wilhelm:
Jeder Mensch muß etwas haben, dem er nachfolgt, das ihm als Leitstern dient. Wer dem Schönen und Guten mit Überzeugung nachfolgt, der mag sich durch dieses Wort bestärkt finden.
Line 6: Er findet feste Anhänglichkeit und wird noch dazu gebunden. Der König stellt ihn dem Westberg vor.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Es handelt sich um einen Menschen, der das Getriebe der Welt für seine Person schon hinter sich hat, einen erhabenen Weisen. Aber es findet sich ein Nachfolger, der ihn versteht und nicht von ihm läßt. So kommt er noch einmal in die Welt zurück und hilft jenem bei seinem Werk. So entsteht eine Verbindung ewiger Art.
Das Gleichnis ist gewählt von der Dschoudynastie. Diese Dynastie ehrte verdiente Gehilfen dadurch, daß sie einen Platz bekamen im Ahnentempel der Herrscherfamilie auf dem Westberg. Dadurch wurde ein solcher Mann in den Schicksalsbereich des Herrscherhauses aufgenommen.
Die Zukunft
30. Li - Das Haftene, Das Feuer Oben (vorne): Li - das Haftende (das Feuer) Unten (hinten): Li - das Haftende (das Feuer)
Kommentar von Richard Wilhelm:
Auch dieses Zeichen ist ein Doppelzeichen. Das einfache Zeichen Li bedeutet »haften an etwas«, »bedingt sein«, »beruhen auf etwas«, »Helligkeit«. Eine dunkle Linie haftet an einem hellen Strich oben und unten, das Bild eines leeren Raumes zwischen zwei starken Strichen, wodurch diese hell werden. Es ist die mittlere Tochter. Das Schöpferische hat die zentrale Linie des Empfangenden in sich aufgenommen, und so entsteht Li. Als Bild ist es das Feuer. Das Feuer hat keine bestimmte Gestalt, sondern haftet an den brennenden Dingen und ist dadurch hell. Wie das Wasser vom Himmel herabkommt, so lodert das Feuer von der Erde empor. Während Kan die Seele bedeutet, die in dem Körper eingeschlossen ist, bedeutet Li die Natur in ihrer Verklärung.
Das Urteil für die Zukunft
Das Haftende. Fördernd ist Beharrlichkeit. Sie bringt Gelingen. Pflege der Kuh bringt Heil.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Das Dunkle haftet am Lichten und vollendet so dessen. Helligkeit. Indem das Helle Licht ausstrahlt, bedarf es des Beharrlichen im Innern, damit es sich nicht restlos verbrennt, sondern dauernd leuchten kann. Alles Leuchtende in der Welt ist abhängig von etwas, an dem es haftet, damit es dauernd leuchten kann.
So haften Sonne und Mond am Himmel; Getreide, Gras und Bäume haften an der Erde. So haftet die doppelte Klarheit des berufenen Mannes am Rechten und vermag dadurch die Welt zu gestalten. Indem der Mensch, der bedingt und nicht unabhängig dasteht in der Welt, diese Bedingtheit anerkennt, sich abhängig macht von den harmonischen und guten Kräften des Weltzusammenhangs, hat er Gelingen. Die Kuh ist das Symbol der äußersten Fügsamkeit. Indem der Mensch diese Fügsamkeit und freiwillige Abhängigkeit in sich pflegt, erlangt er Klarheit ohne Schärfe und findet seinen Platz in der Welt.
Bemerkung: Es ist ein merkwürdiges Zusammentreffen, das der Beachtung wert ist, daß hier ebenso wie in der parsischen Religion das Feuer und die Pflege der Kuh miteinander verbunden sind.
Das Bild der Zukunft
Die Helle erhebt sich zweimal: das Bild des Feuers.
Kommentar von Richard Wilhelm:
So erleuchtet der große Mann durch Fortsetzung dieser Helle die vier Weltgegenden. Jedes der beiden Einzelzeichen stellt die Sonne in einem Tageslauf dar. Es ist also eine wiederholte Tätigkeit der Sonne dargestellt. Damit ist die zeitliche Wirkung des Lichts angedeutet. Der große Mann setzt das Werk der Natur in der Menschenwelt fort. Durch die Klarheit seines Wesens bewirkt er, daß das Licht immer weiter sich verbreitet und immer mehr das Menschenwesen innerlich durchdringt.