Deine aktuelle Situation kann beschrieben werden als "Das Haftene, Das Feuer" und transformiert sich in "Die Unschuld (das Unerwartete)".
Vor Dir liegt "das Feuer" - dieses Element transformiert sich in "der Himmel". Das bedeutet, dass Licht und Wärme, Hingabe und Leidenschaft umgewandelt wird in Kraft und Gesundheit, Aktivität und Bewegung. Hinter Dir liegt "das Feuer" - dieses Element transformiert sich in "der Donner". Das bedeutet, dass Licht und Wärme, Hingabe und Leidenschaft umgewandelt wird in Zeugung, Wachstum und Bewegung.
Die Situation
30. Li - Das Haftene, Das Feuer Oben (vorne): Li - das Haftende (das Feuer) Unten (hinten): Li - das Haftende (das Feuer)
Kommentar von Richard Wilhelm:
Auch dieses Zeichen ist ein Doppelzeichen. Das einfache Zeichen Li bedeutet »haften an etwas«, »bedingt sein«, »beruhen auf etwas«, »Helligkeit«. Eine dunkle Linie haftet an einem hellen Strich oben und unten, das Bild eines leeren Raumes zwischen zwei starken Strichen, wodurch diese hell werden. Es ist die mittlere Tochter. Das Schöpferische hat die zentrale Linie des Empfangenden in sich aufgenommen, und so entsteht Li. Als Bild ist es das Feuer. Das Feuer hat keine bestimmte Gestalt, sondern haftet an den brennenden Dingen und ist dadurch hell. Wie das Wasser vom Himmel herabkommt, so lodert das Feuer von der Erde empor. Während Kan die Seele bedeutet, die in dem Körper eingeschlossen ist, bedeutet Li die Natur in ihrer Verklärung.
Das Urteil für die aktuelle Situation
Das Haftende. Fördernd ist Beharrlichkeit. Sie bringt Gelingen. Pflege der Kuh bringt Heil.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Das Dunkle haftet am Lichten und vollendet so dessen. Helligkeit. Indem das Helle Licht ausstrahlt, bedarf es des Beharrlichen im Innern, damit es sich nicht restlos verbrennt, sondern dauernd leuchten kann. Alles Leuchtende in der Welt ist abhängig von etwas, an dem es haftet, damit es dauernd leuchten kann.
So haften Sonne und Mond am Himmel; Getreide, Gras und Bäume haften an der Erde. So haftet die doppelte Klarheit des berufenen Mannes am Rechten und vermag dadurch die Welt zu gestalten. Indem der Mensch, der bedingt und nicht unabhängig dasteht in der Welt, diese Bedingtheit anerkennt, sich abhängig macht von den harmonischen und guten Kräften des Weltzusammenhangs, hat er Gelingen. Die Kuh ist das Symbol der äußersten Fügsamkeit. Indem der Mensch diese Fügsamkeit und freiwillige Abhängigkeit in sich pflegt, erlangt er Klarheit ohne Schärfe und findet seinen Platz in der Welt.
Bemerkung: Es ist ein merkwürdiges Zusammentreffen, das der Beachtung wert ist, daß hier ebenso wie in der parsischen Religion das Feuer und die Pflege der Kuh miteinander verbunden sind.
Das Bild der aktuellen Situation
Die Helle erhebt sich zweimal: das Bild des Feuers.
Kommentar von Richard Wilhelm:
So erleuchtet der große Mann durch Fortsetzung dieser Helle die vier Weltgegenden. Jedes der beiden Einzelzeichen stellt die Sonne in einem Tageslauf dar. Es ist also eine wiederholte Tätigkeit der Sonne dargestellt. Damit ist die zeitliche Wirkung des Lichts angedeutet. Der große Mann setzt das Werk der Natur in der Menschenwelt fort. Durch die Klarheit seines Wesens bewirkt er, daß das Licht immer weiter sich verbreitet und immer mehr das Menschenwesen innerlich durchdringt.
Interpretation der veränderlichen Linien
Line 3: Beim Schein der untergehenden Sonne schlagen die Menschen entweder auf den Topf und singen, oder sie seufzen laut über das nahende Greisenalter. Unheil.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Hier ist das Ende des Tages. Der Schein der niedergehenden Sonne erinnert an die Bedingtheit und Vergänglichkeit des Lebens. In dieser äußeren Unfreiheit werden die Menschen meist auch innerlich unfrei. Entweder ist ihnen die Vergänglichkeit ein Antrieb zu um so ausgelassenerer Lustigkeit, um das Leben zu genießen, solange es noch da ist, oder sie lassen sich von der Trauer hinreißen und verderben sich durch die Klage um das nahende Alter die kostbare Zeit. Beides ist vom Übel. Dem Edlen ist ein früher oder später Tod nicht zweierlei. Er pflegt seine Person und wartet sein Los ab und festigt dadurch sein Schicksal.
Line 5: Weinend in Strömen, seufzend und klagend. Heil
Kommentar von Richard Wilhelm:
Hier ist der Höhepunkt des Lebens. Ohne Warnung würde man in dieser Position sich verzehren wie eine Flamme. Wenn man statt dessen Furcht und Hoffnung aufgibt, die Nichtigkeit von allem einsieht und weint und seufzt, besorgt, seine Klarheit zu wahren, so kommt aus dieser Trauer Heil. Es handelt sich hier um wirkliche Umkehr, nicht wie bei Neun auf drittem Platz nur um eine vorübergehende Stimmung.
Die Zukunft
25. Wu Wang - Die Unschuld (das Unerwartete) Oben (vorne): Kien - das Schöpferische (der Himmel) Unten (hinten): Dschen - das Erregende (der Donner)
Kommentar von Richard Wilhelm:
Oben ist Kien, der Himmel, unten ist Dschen, die Bewegung. Das untere Zeichen, Dschen, wird bestimmt durch den starken Strich, den es von oben her, vom Himmel, bekommen hat. Wenn demgemäß die Bewegung dem Gesetz des Himmels folgt, dann ist der Mensch unschuldig und ohne Falsch. Das ist das Echte, Natürliche, das durch keine Überlegungen und Hintergedanken getrübt ist. Wo man die Absicht merkt, da ist die Wahrheit und Unschuld der Natur verloren. Natur ohne die Direktive des Geistes ist nicht wahre Natur, sondern degenerierte Natur. Von dem Gedanken des Natürlichen aus geht die Gedankenbildung teilweise noch weiter, und so umfaßt das Zeichen auch noch den Gedanken des Unbeabsichtigten, Unerwarteten.
Das Urteil für die Zukunft
Die Unschuld. Erhabenes Gelingen. Fördernd ist Beharrlichkeit. Wenn jemand nicht recht ist, so hat er Unglück, und nicht fördernd ist es, irgend etwas zu unternehmen.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Der Mensch hat vom Himmel die ursprünglich gute Natur erhalten, daß sie ihn bei allen Bewegungen leite. Durch Hingabe an dieses Göttliche in ihm erlangt der Mensch eine lautere Unschuld, die ohne Hintergedanken an Lohn und Vorteil einfach das Rechte tut mit instinktiver Sicherheit. Diese instinktive Sicherheit bewirkt erhabenes Gelingen und ist fördernd durch Beharrlichkeit. Es ist aber nicht alles Instinktive Natur in diesem höheren Sinn des Wortes, sondern nur das Rechte, das mit dem Willen des Himmels übereinstimmt. Ohne dieses Rechte wirkt eine unüberlegte instinktive Handlungsweise nur Unglück. Meister Kung sagt darüber: »Wer von der Unschuld abweicht, wo kommt der hin? Des Himmels Wille und Segen ist nicht mit seinen Taten. «
Das Bild der Zukunft
Unter dem Himmel geht der Donner: Alle Dinge erlangen den Naturzustand der Unschuld. So pflegten und nährten die alten Könige, reich an Tugend und entsprechend der Zeit, alle Wesen.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Wenn der Donner- die Lebenskraft- im Frühling sich unter dem Himmel wieder regt, dann sproßt und wächst alles, und alle Geschöpfe erhalten von der schaffenden Natur die Kindesunschuld des ursprünglichen Wesens So machen es auch die guten Herrscher der Menschen: Mit dem inneren Reichtum ihres Wesens sorgen sie für alles Leben und alle Kultur und tun alles, was zu deren Pflege nötig ist, zur rechten Zeit.