Deine aktuelle Situation kann beschrieben werden als "Die Verfinsterung Des Lichts" und transformiert sich in "Des Kleinen übergewicht".
Vor Dir liegt "die Erde" - dieses Element transformiert sich in "der Donner". Das bedeutet, dass Empfänglichkeit, Pflege und Erhaltung umgewandelt wird in Zeugung, Wachstum und Bewegung. Hinter Dir liegt "das Feuer" - dieses Element transformiert sich in "der Berg". Das bedeutet, dass Licht und Wärme, Hingabe und Leidenschaft umgewandelt wird in Stabilität, Unbeweglichkeit, Stille und Meditation.
Die Situation
36. Ming - Die Verfinsterung Des Lichts Oben (vorne): Kun - das Empfangende (die Erde) Unten (hinten): Li - das Haftende (das Feuer)
Kommentar von Richard Wilhelm:
Die Sonne ist hier unter die Erde gesunken, daher verdunkelt. Der Name des Zeichens bedeutet eigentlich Verwundung des Hellen, daher die einzelnen Linien auch vielfach von Verwundungen reden. Die Situation ist genau die entgegengesetzte wie beim vorigen Zeichen. Dort ein weiser Mann an der Spitze, der tüchtige Gehilfen hat, mit denen er gemeinsam voranschreitet; hier ein finsterer Mann an maßgebender Stelle, durch den der Tüchtige und Weise geschädigt wird.
Das Urteil für die aktuelle Situation
Die Verfinsterung des Lichts. Fördernd ist es, in der Not beharrlich zu sein.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Man darf sich auch von ungünstigen Verhältnissen nicht wehrlos mitreißen, nicht in seiner inneren Willenshaltung beugen lassen. Dies ist möglich, wenn man innerlich licht ist und nach außen hin nachgiebig und fügsam. Durch diese Haltung läßt sich auch die größte Not überwinden. Man muß freilich unter Umständen sein Licht verbergen, um trotz Schwierigkeiten in der unmittelbaren Umgebung seinen Willen durchhalten zu können. Die Beharrlichkeit muß im innersten Bewußtsein leben und darf nach außen nicht hervortreten. Nur so kann man unter Schwierigkeiten seinen Willen wahren.
Das Bild der aktuellen Situation
Das Licht ist in die Erde hineingesunken: das Bild der Verfinsterung des Lichts. So lebt der Edle mit der großen Menge: er verhüllt seinen Schein und bleibt doch hell.
Kommentar von Richard Wilhelm:
In Zeiten der Finsternis gilt es vorsichtig und zurückhaltend zu sein. Nicht durch rücksichtsloses Auftreten soll man sich nutzlos übermächtige Feindschaft zuziehen. Man soll in solchen Zeiten die Gewohnheiten der Menschen zwar nicht mitmachen, aber de auch nicht kritisch ans Licht ziehen. Im Verkehr muß man in solchen Zeiten nicht alles wissen wollen. Man muß manches auf sich beruhen lassen, ohne sich darum betören zu lassen.
Interpretation der veränderlichen Linien
Line 1: Verfinsterung des Lichts im Fluge. Er senkt seine Flügel. Der Edle auf seiner Wanderschaft ißt drei Tage nichts. Aber er hat, wohin er geht. Der Wirt hat über ihn zu reden.
Kommentar von Richard Wilhelm:
In großartigem Entschluß will man sich über alle Hindernisse emporschwingen. Aber da trifft man auf das feindliche Geschick. Man zieht sich zurück und weicht aus. Die Zeit ist schwer. Rastlos muß man ohne bleibende Stätte weitereilen. Wenn man nicht innerliche Kompromisse machen will, sondern seinen Grundsätzen treu bleiben, so kommt man in Mangel. Aber man hat sein festes Ziel, dem man zustrebt, auch wenn die Leute, bei denen man wohnt, einen nicht verstehen und über einen lästern.
Line 4: Er dringt in die linke Bauchhöhle ein. Man erhält das Herz der Verfinsterung des Lichts und verläßt Tor und Hof.
Kommentar von Richard Wilhelm:
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Man befindet sich in der Nähe des Hauptes der Finsternis und erfahrt so seine geheimsten Gedanken. Auf diese Weise erkennt man, daß Besserung nicht mehr zu erhoffen ist, und wird rechtzeitig instand gesetzt, den Ort des Unheils zu verlassen, ehe es hereinbricht.
Die Zukunft
62. Siau Go - Des Kleinen übergewicht Oben (vorne): Dschen - das Erregende (der Donner) Unten (hinten): Gen - das Stillehalten (der Berg)
Kommentar von Richard Wilhelm:
Während bei dem Zeichen >>Des Großen Übergewicht« (Nr. .8) die starken Striche im Obergewicht sind, und zwar innen, eingeschlossen zwischen die beiden Striche zu Anfang und zu Ende, sind hier die schwachen Striche im Übergewicht, ebenfalls außen, während die starken innen sind. Darauf beruht eben der Ausnahmezustand. Sind die starken Striche außen, so haben wir die Zeichen I, Ernährung, und Dschung Fu, Innere Wahrheit, die beide nicht Ausnahmezustände bezeichnen. Wenn die Starken innen im Übergewicht sind, so müssen sie sich durchsetzen. Das schafft Kampf und Ausnahmezustände im Großen. Hier dagegen muß notgedrungen das Schwache die Vertretung nach außen übernehmen. Wenn man an einem entscheidenden Platz steht, dem man seinem Wesen nach eigentlich nicht gewachsen ist, so ist außerordentliche Vorsicht nötig.
Das Urteil für die Zukunft
Des Kleinen Übergewicht. Gelingen. Fördernd ist Beharrlichkeit. Man mag kleine Dinge tun, man soll nicht große Dinge tun. Der fliegende Vogel bringt die Botschaft: "Es ist nicht gut, nach oben zu streben, es ist gut, unten zu bleiben. Großes Heil !
Kommentar von Richard Wilhelm:
Außerordentliche Bescheidenheit und Gewissenhaftigkeit wird sicher von Erfolg belohnt werden, nur ist es wichtig, daß sie nicht leere Formel und kriechendes Wesen werden, sondern mit der rechten Würde im persönlichen Auftreten verbunden bleiben, so daß man sich nicht wegwirft. Man muß verstehen, was die Forderungen der Zeit sind, um die rechte Ergänzung für die Mängel und Schäden der Zeit zu finden. Immerhin darf man sich nicht auf große Erfolge gefaßt machen, da dazu die nötige Stärke fehlt. Darum ist die Botschaft so wichtig, nicht nach hohen Dingen zu streben, sondern sich zu den niedrigen zu halten. Daß diese Botschaft durch einen Vogel gebracht wird, ergibt sich aus der Gestalt des Zeichens. Die vier starken, schweren Striche im Innern, die nur von zwei schwachen Strichen außen gestützt werden bei Da Go, Nr. 8, geben das Bild des lastenden Firstbalkens. Hier sind die tragenden leichten Striche außen und in der Überzahl; das gibt das Bild des schwebenden Vogels. Aber der Vogel soll sich nicht überheben und in die Sonne fliegen wollen, sondern sich herablassen auf die Erde, wo sein Nest ist. Damit gibt er die Botschaft, die das Zeichen verkündet.
Das Bild der Zukunft
Auf dem Berg ist der Donner: das Bild von des Kleinen Übergewicht. So legt der Edle im Wandel das Übergewicht auf die Ehrerbietung. Bei Trauerfällen legt er das Übergewicht auf die Trauer. Bei seinen Ausgaben legt er das Übergewicht auf die Sparsamkeit.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Der Donner auf dem Berge ist anders als der in der Ebene. In den Bergen ist der Donner viel näher, während er außerhalb der Gebirge weniger hörbar ist als der Donner eines gewöhnlichen Gewitters. So entnimmt der Edle diesem Bild die Aufforderung, in allen Dingen die Pflicht näher und unmittelbarer ins Auge zu fassen als die Menschen des Alltags, obwohl infolge davon sein Betragen von außen her gesehen kleinlich erscheinen könnte. Er nimmt es besonders genau mit seinen Handlungen. Bei Trauerfällen steht ihm die innere Ergriffenheit weit näher als. äußerer Formelkram, und so ist er bei Aufwendungen für seine eigene Person außerordentlich einfach und anspruchslos. Dieses alles bewirkt, daß er den Menschen der Masse gegenüber eine Ausnahmeerscheinung ist. Aber das Wesen dieser Ausnahme liegt darin, daß sie nach außen hin auf der Seite des Geringen sich beendet.